Geschichte Handschuhsheims Spezialitäten / Diachrone Synopse

 

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Bauernkultur (ca. -3.000 bis –500)

Bodenfunde bezeugen, dass Jahrtausende früher bis etwa 500 v. Chr. Bauernstämme in geschlossenen Dörfern angesiedelt waren.

Die Halstattzeit (ca. –950 bis –550)

Scherben im Gewann Weiher bezeugen die uns noch unbekannten Menschen dieser Zeit von ca. 950 bis 550 v. Chr.

Die Kelten (ca. –500 bis –100)

Die Kelten sind das erste namhaft festellbare Volk in unserer Gegend. Sie waren die Herren des unteren Neckargebiets ab etwa 500 bis 100 v. Chr.

Die Sueben (ca. -100 bis +10)

Die Sueben werden um das Jahr 100 v. Chr. hier ansässig. Diese kamen aus dem mittleren Norddeutschland und besiedelten große Teile Süddeutschlands.

Die Römer (ca. +10 bis 260)

Die Römer dringen zu Anfang unserer Zeitrechnung von Gallien aus vor. Der Limes riegelt das Land gegen das freie Germanien ab. Die einheimsiche Bevölkerung lernt von den Römern den Weinbau kennen. In Handschuhsheim sind die Zeugen der Römerzeit jedoch nicht so zahlreich wie in anderen Gemarkungen. Im dritten Jahrhundert wird der Limes überrannt und um ca. 260 wird das ganze rechtsrheinische Gebiet aufgegeben.

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Die Alemannen (ca. 260 bis 496)

Die Alemannen überrrennen den Limes, kassieren das ganze rechtsrheinische Gebiet ein und widerstehen den Rückerobernungsversuchen der Römer und breiten sich nach Westen aus, bis sie vom Frankenkönig Chlodwig 496 endgültig besiegt werden.

Die Franken (ab ca. 496)

Das große fränkische Reich übernimmt 496 dieses Gebiet. Es kristalisiert sich die fränkisch-alemannische Grenze heraus. Diese Grenze hat bis heute noch Bestand.

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Lorsch/Worms/Mainz

882 schenkt König Ludwig den Heiligenberg an Lorsch.

12. Mai 1012 verleiht Heinrich II den Wildbann mit den königlichen Rechten über das Gebiet zwischen Bergstraße, Neckar und Itter an Lorsch.

Lorsch leitet hiervon Rechte Jagd und Fischerei dort ausüben zu lassen ab.

Dadurch fühlt sich die Bischofskirche zu Worms (1022 erhält sie die Grafenwürde über den Lobdengau als königliches Lehen) gekränkt.

18. August 1012 Aufhebung der Lorscher Ansprüche durch den Kaiser und Übertragung an Worms.

Seitdem stehen sich Lorsch und Worms in unüberbrückbarer Feindschaft gegenüber.

1225 verleiht Worms den Pfalzgrafen die Grafenwürde.

Von nun an betrachteten sich die Pfalzgrafen als die Oberherren über die Waldgenossenschaft.

1232 wird Mainz Rechtsnachfolger von Lorsch.

Kaiser Friedrich II. nimmt der Abtei die Selbständigkeit.

1248 ersetzen Prämonstratenser die Benediktiner.

1319 kauft der Erzbischof von Mainz die Schauenburg mit Zubehör. Dieser Kauf wird von König Ludwig 1320 bestätigt. So wird Handschuhsheim mit der Herrschaft Schauenburg mainzisch.

Der Erzbischof von Mainz beansprucht nach dem Kauf der Schauenburg den südlichen Teil des großen Allmendwaldes, an dem die Dörfer Dossenheim und Handschuhsheim Anteil hatten.

Handschuhsheim besitzt bis Ende des 16. Jahrhunderts keinen Gemeindewald. Denn bei der germanischen Besitzergreifung sind die Waldungen nicht aufgeteit worden. Die angrenzenden Siedlungen bleiben in einer Allmendgenossenschaft zur gemeinsamen Waldnutzung verbunden. Handschuhsheim gehört zu den ältesten Allmendorten. Dieser Verband hatte ursprünglich sein eigenes Marktgericht zur Regelung seiner genossenschaftlichen Angelegenheiten. In fränkischer Zeit hatten die Könige das Obereigentum der Waldungen für sich beansprucht (jährlicher Waldzins, Neubruchzehnten).

Geografisch lag das Amt Schauenburg mit eigener Blutsgerichtsbarkeit mitten im Äpfelbacher Zent (genannt nach dem Äpfelbach, an dem Großsachsen lag). Der Bezirk der Pfalzgrafen erstreckte sich vom Odenwald bis zum Rhein über den rechten Neckarufer und im Norden bis Weinheim.

Seit 1459 liegt Friedrich der Siegreiche von der Pfalz mit dem Erzbischof von Mainz in blutiger Fehde.

3. April 1460 Besetzung Handschuhsheims und Dossenheims durch die Pfälzer. Dossenheim geht in Flammen auf, Handschuhsheim wird geplündert. Die Schauenburg muß sich ergeben. Sie wird in siebenwöchiger Arbeit abgerissen.

4. Juli 1460 Friedensschluß (Amt Schauenburg bleibt bei der Pfalz, bis der Mainzer Kurfürst es einlöst).

Mainz hofft dennoch, seine Ansprüche auf das Gebiet vor den Toren der Pfälzer Residenz später zu verwirklichen, denn es war immer noch reicher Grundbesitzer in der Gemarkung.

1461 wird Lorsch an die Kurpfalz verpfändet und bei der Reformation aufgelöst. Die Lorscher Bibliothek kommt nach Heidelberg.

1623 wird die Bibliothek mit der Palatina von Tilly dem Papst geschenkt. Seither ist sie Teil der Vaticana.

1621 verbrennen die Lorscher Klostergebäude.

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Plünderungen

Handschuhsheim liegt nahe der Hauptstadt der Pfalz an der Bergstraße. Dieser war der natürliche Anmarschweg für Truppen. Die Gegend war zudem fruchtbar.

Als z.B. König Albrecht (1298-1308) gegen den rebellischen Pfalzgrafen wie den Kurfürsten von Mainz zu Felde zieht und vergeblich Heidelberg bestürmt, werden die Bergstraßendörfer verwüstet.

Auch die Sturmjahre 1525/26 gehen an Handschuhsheim nicht spurlos vorüber.

Es ist davon auszugehen, dass das Dorf im Mittelalter oft aufs schwerste heimgesucht oder zerstört worden ist. Freund und Feind bedienen sich reichlich und lassen kaum etwas übrig.

Die Sage behauptet, die Handschuhsheimer sollen feindlich gegen die Tiefburg gezogen worden sein. Diese Behauptung ist sehr fraglich.

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Wechseljahre (ab 1556)

Mit der Reformation wechselt die Religion. Wenn aber zwei Versionen vom Protestantismus gibt, die machtpolitisch gesprochen einander ablösen, dann bleiben die Konflikte nicht aus.

Ott Heinrich (1556-59) ist Lutheraner

Friedrich III (1559-1576) wird Kalvinist

Ludwig VI. (1576-1583) ist Lutheraner

Johann Kasimir (1583-1592) ist wieder Kalvinist.

Allen Schichten wird es bewußt, dass eine unüberbrückbare Kluft die beiden Konfessionen trennt. Kontinuität gibt es nur von den Tagen des Johann Kasimirs bis zum 30jährigen Krieg, als der Kalvinismus die Herrschaft behält.

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Das Jahrhundert der Kriege

Auf die Reformation folgt das Jahrhundert der Kriege. Not und Verzweiflung. Die mehrfache Zerstörung Handschuhsheims. Der tragische Untergang der Edlen von Handschuhsheim (am 31. Dezember 1600 stirbt der letzte von Handschuhsheim).

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Der 30jährige Krieg (1618-1648)

Der 30jährige Krieg dauert von 1618 bis 1648.

Mit dieser Bezeichnung wird eine Reihe von Feldzügen bezeichnet, die aus den religiösen Gegensätzen in Deutschland und dem politischen Widerstand der Reichsstände gegen den habsburgischen Absolutismus entsteht und durch die Einmischung anderer Mächte Deutschland zum verwüsteten Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzungen der großen europäischen Machttendenzen macht.

Kaum eine andere Gegend Deutschlands ist so betroffen von diesem Krieg wie die Pfalz. Gerade der kleine Mann auf der Straße leidet unsäglich.

Die am Galgen oder Rad Exekutierten werden gegessen, die eigenen Verwandten geschlachtet. Die Kirchhöfe müssen in der Pfalz bewacht werden, damit die frischen Leichen nicht ausgegraben werden.

Die Seuchen breiten sich aus: Typhus, Pest, Ruhr, Pocken usw.

Die Nähe zur heißumkämpften Hauptstadt und an der Anmarschstraße wird Handschuhsheim zum Verhängnis.

Aus dem kleinen Schauplatz ist zu berichten:

1622 erobert Tilly Heidelberg. Er hatte kurze Zeit zuvor sein Hauptquartier in Handschuhsheim aufgeschlagen. Im ganzen Land setzt nun die Rekatholisierung ein.

1623 wird Maximilian von Bayern die pfälzer Kur übertragen. Er fördert nach Kräften die Rekatholisierung. Nach einigen Jahren scheint die Pfalz wieder ganz katholisch zu sein. Im Chor der Vituskirche gibt es eine Sakramentnische mit der Jahreszahl 1629.

1624 kommt Mainz wieder ins Spiel. 1460 hatte Mainz das Amt Schauenburg als Pfand den Pfälzer überlassen (müssen). Es macht seine Ansprüche geltend und setzt sie durch. Mainz kann bald Dossenheim und Handschuhsheim an sich ziehen und, von der kurzen Episode der Schwedenzeit abgesehen, bis über Kriegsende behalten.

1633 nehme die Schweden die Stadt.

1635 weichen die Schweden nach langen Kämpfen den kaiserlichen Truppen. Mehrfach werden Häuser Handschuhsheims in Asche gelegt.

Jedesmal ist Handschuhsheim in Mitleidenschaft gezogen. Die Militärs holen sich das Nötige gewaltsam in Handschuhsheim.

Das Waisenhaus wird zerstört.

Es fehlen Leute, weil die meisten von Krieg und Seuchen hingerafft oder ausgewandert sind.

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Der Friede zu Osnabrück (1648)

Der 30jährige Krieg endet 1648 mit dem Frieden zu Osnabrück.

Karl Ludwig, der Sohn des Winterkönigs, zeiht wieder in die Pfalz ein.

Den Reformierten wird ihr Besitz von 1618 gesichert. Also Rückerstattung.

Die Orden, die Träger der Gegenreformation, verlassen das Land.

Der kalvinistische Gottesdienst wird wieder hergestellt. Daneben bestehen einige lutherische Gemeinden und 3 katholische. Zu den drei Gemeinden, in denen der katholische Gottesdienst in voller Öffentlichkeit stattfinden darf, gehört Handschuhsheim. Von nun an ist Handschuhsheim pfälzisch geblieben.

Am 8. Februar 1651 wird in Handschuhsheim öffentlich Punkt 7 des Vertrages (Bergsträßer Recess) verkündet: Die Katholiken behalten die öffentliche Religionsausübung, beide Konfessiones benutzen die alte Kirche (St. Vitus), der Chor bleibt allein den Katholiken vorbehalten. Der Gemeinderat setzt sich zur Hälfte aus Katholiken und Reformierten zusammen usw.

1714 verzichtet Kurmainz auf seine Lehnsherrlichkeit am Amt Schauenburg und tritt das volle Eigentumsrecht an die Pfalz ab.

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Karl Ludwigs Weigerung (1674)

1674 weigert sich Karl Ludwig, Ludwig XIV. im Kampf gegen den Kaiser zu unterstützen. Darauf rücken französische Truppen in die Pfalz. Ein Raub- und Brandzug führt sie nach Handschuhsheim. Es werden zerstört: Das Waisenhaus, die Schule, das Pfarrhaus der Reformierten, der Domhof (Wein für den Domherren von Mainz), die Tiefburg, eine Mühle und viele Privathäuser.

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Tod des unglücklichen Karls (1685)

Am 16. Mai 1685 stirbt der unglückliche Karl. Karl Ludwigs einziger Sohn. Somit erlischt die Linie von Pfalz-Simmern. Ihr folgt die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene Linie Pfalz-Neuburg.

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Orléanssche Erbfolgekrieg (ab 1688)

Der Französische König Ludwig XIV. erhebt Erbansprüche für seine Schwägerin Elisabeth Charlotte, Liselotte von der Pfalz. Darum kommt es 1688 zum Pfälzischen/Orléansschen Erbfolgekrieg. Der Krieg führt zur Verwüstung der Pfalz durch die Franzosen. Die Linie Pfalz-Neuburg behauptet sich jedoch.

Der König beauftragt Melac mit der Zerstörung Heidelbergs und Umland.

27. Januar 1689: Heimsuchung Ladenburgs in der Absicht es einzuäschern.

28. Januar 1689: Viele Dörfer südlich des Neckars, bis nach Wiesloch und Neckarhausen, sinken in Schutt und Asche.

Einige Häuser Handschuhsheims und Neuenheims gehen in diesen Tagen in Flammen auf.

30. Januar 1689: Vorstoß gegen Weinheim. Bein Rückzug werden wieder Häuser in Handschuhsheim in Brand gesteckt.

31. Januar 1689: Starke Truppen ziehen von neuem unter Melac über die Neckarbrücke. Das Volk wird gejagt. Auf einmal ist Handschuhsheim unversehens umringt. Die Raserei der Franzosen beginnt. So werden Männer und Frauen, Jung und Alt, alles, was auf den Straßen und in den Häusern angetroffen wird, mißhandelt und getötet. Dann wird der Ort in drei Tagen zum dritten Mal angesteckt. 202 Gebäude werden abgebrannt. 81 Tote werden in drei Massengräbern bestattet.

12. Februar 1689: Neuenheim wird in Brand gesteckt und Handschuhsheim vollends eingeäschert. Nur wenige Gebäude bleiben stehen (Kirche, Waisenhaus).

1689: Deutsche Völker in Handschuhsheim.

1690-91: dito.

1693: dito.

1693 und 1694: Sind die Franzosen zeitweilig wieder da.

Hungersnöte und Seuchen brechen aus.

1698 zählt der Ort nur ein Drittel der Bevölkerung von 1689. Ringsum ist alles verwüstet.

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Das Simultaneum (1698)

Johann Wilhelm (1690-1716) gewinnt vorübergehend die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurück.

Am 29. Oktober 1698 wird das Simultaneum in der Pfalz eingeführt: Die Reformierten müssen ihre Kirchen dem katholischen Gottesdienst öffnen. Die Katholiken behalten jedoch ihre Kirchen exklusiv. Dadurch erhalten die Katholiken ein Mitbenutzungsrecht von 240 Kirchen.

1705 muß der Kurfürst die Religionsdeklaration erlassen: Das reformierte Kirchenvermögen wird zu fünf Siebtel den Reformierten und zu zwei Siebtel den Katholiken zugesprochen.

Handschuhsheim hatte schon durch den Bersträßer Rezeß ihr Simultaneum und behält es auch noch nach 1705.

Handschuhsheimer Katholiken wurden nicht selten bevorzugt in Ämter einberufen. In manchen Fällen werden Lutheraner den Reformierten vorgezogen, obwohl die lutherische Gemeinde nur ganz klein ist.

Die Parität im Gemeinderat ist nicht immer gewährleistet.

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Religionsdeklaration (1799)

Max Joseph spricht in seiner Religionsdeklaration vom 16. Februar 1799 offen aus, dass die Reformierten von den meisten Landskollegien und Stellen entfernt und ausgeschlossen worden sein.

Reichskrieg (1734)

 

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